Platt keern
das mache ich, Otto gern.
In meinem Elternhaus bin ich mit der plattdeutschen Sprache aufgewachsen, so spreche ich noch heute z. B. mit Schulfreunden plattdeutsch.
Deshalb freue ich mich, wenn ich jemanden treffe, mit dem ich in meiner "Muttersprache" reden kann.
Plattdeutsche Geschichten
De Vogelkönig
Vor langer, langer Tied keim de Vogels mal up den Gedanken, sei wolln uk en König hem‘m. Wecke Vogel schöll dat aver weern? Schäll de e‘wäält weer, oder wie wolln sei dat maken? Froogen ober Froogen. Schließlich kummt des Hallebaat up den Gedanken sei wölln dat mal mit Fleigen probiern, wer am heechsten fleigen kann schöll ehr König weern.
De litjen Vogels mein‘n, dat sei denn woll nich anne Rege keim‘m, aber en bäteren Rat wusten sei uk nich. So woord et denn e‘maaket.
An einen scheenen klaarn Sommerdag, in‘n Juni, nah de Heuäärn, keinm‘m alle Vogels, von den Litjesten bet tau den Gretzten, up ner grooten Wische tauhoope. Dat wa en zwitschern, snaatern und fleutjen dat keiner sein eigen Woort varstunnt.
De Kuckuck flicht dann in ne Wiee de da an‘n Ranne stunnt und fängt lüüe an tau raupen: „Kuckuck, Kuckuck.“ Nü sind alles stille un bieen dritten „Kuckuck“ fleiget alle los.
Inne Luft gaat denn al dän Ein‘n un Andern de Püüste üt. De Spatze, siß hat de immer en grootet Prott, kann al balle nich mehr un noch andere litje Vogels seihet in dat sei kein‘n König weern kinnt. Sei tröst sik denn unner ein ander dat sei et ja uk gaarnich weern wullt. Herr un König tau weese ist uk veel tau swaar.
Ganz Boom‘m gaht it nü um de Wost. De Hallebaat was noch midde in‘n Renn‘n, de Habicht, die Weihe un vor allen Dingen de Adler. De woort et denn am Enne uk. Et holp alles niks, de Anderen mesten inseihn, dat et nich mehr ging.
As denn de Adler graade wer nah unn‘ne will, reeget sick in siene Bostfäärn wat, da kummt doch en ganz litjen Vogel e‘rüüte kreipet, flicht immer heeger un reppt in eins durch: „ König bin ick, König bin ick.“ De Adler un alle anderen Vogels de da noch biee werrn sind vergrellt. So ein Halunke, teuf, wenn wie unn‘ne sind denn witt wie dick woll kriegen.
As sei alle wer unn‘ne sind, werd ehrsmal de Adler as Vogelkönig hoch leben laaten.
Inzwischen is de litje Vogel uk wer unne anne koom un reppt immer noch: „König bin ik.“ Graade as de Adler sik umme dreihet und will den litjen Bedreiger packen, krippt de innt Müüselock. De Adler seggt sik, Immer kannst dü da ja nich innebliem, wie witt dik woll kriegen. Sei maaket eersmal wieer mit ehren Zeremonien, da mest en Vizekönig e‘wählt weern, Minister, und wat siß noch tau soon Königshoff tauheert.
Et woord denn all balle schemmerich als allet e‘reegelt was. De Vogels wern uk alle meue, wenn da disse litje Halunke in den Müüselocke nich was. Wat woon sei da midde maken? Einfach so fleigen laaten, dat ging nich, de behauptet doch sien Leven lang dat hei Vogelkönig is. Sowat kann nich gahn.
De Adler sieht de Üüle an un seggt: „Dü Üühle hast de gretzten Ogen, wie gahet nün tau Bedde und dü passest hier vorr de Müüselocke up, un wenn disse litje Lork e‘rüüt kummt, denn packeste ehn und hellst nen wisse dat wie deen morgen freuh verdunnern kinnt. Alle sind damidde taufrääen und fleiget tau ehre Nester.
De Üüle sett‘t sick vor dat Müüselock un passet up. Et was soone scheene Sommernacht, da Maan schiene, de Fleddermiese seegeln durch dä Nacht.
So ner Tied nah Middernacht weert de Üüle meue. Sei seggst sik, kannst ja ruhig mit einen Ooge slaapen, dat betten upp passen gaht mit einem Ooge uk. So sleppt sei eers mal mit dem linken Ooge, ne vertel Stunne, denn wesselt sei aff un dat Rechte kummt an de Reege. So gaht dat twei mal hen und här, denn vargitt sei dat eine Ooge oopen tau maaken un sleppt mit beiden Oogen den Slaap des Gerechten.
Et düüert nicht lange, da hat de litje Vogel e‘merket, dat de Luft raane ist. Hei krippt leise üt sien Müselock e‘rüüt un flicht up den nächste Hecke tau. Underweg kann hei et nich laaten all wer tau zwitjern: „ König bin ik.“
Ann‘n nächsten Morgen kooomet des Vogels und seihet de Üüle slaapen. Sei fallt ober ehr her un ruppet ehr. So hille sei kann, fliggt sei nah dat nächste Hüüs, sieht da en Lock un weege was sei.
Nü her uk dat Lock sienen Namen weege, dat hett von da an Üülenlock. Seit disser Tiet dreift sik keine Üüle mehr an‘n Dooge seihn laaten, alle Vogels fallt da siß oberher. Sei sind so raane Nachtvogels e‘woorn.
De litje Vogel satt imme rnoch in siene Hecke un reip immer noch: „König bin ik.“ Mit de Tied het de Minschen den litjen Vogel den Naam Tüünkönig g‘geem. Hei lebet in dichte Hecken, is frech wie Rotz aber vor de anderen Vogels mott hei sick in Acht nehmen de witt ehn immer noch an.
Heinrich Bütepage
Dat Older
Old tau wesen is manmal gar nicht slecht;
is einen dat en betten tau verquer,
denn segt man: Hiete ist mick dat nich so recht
denkt an mien Older, laa‘t mik man gewehrn.
Schall ick mal wat swaares beern,
denn segg ik: Denkt an mienen Puckel,
wat lichtes kenn et woll noch weern
wenn‘t siß niks ist, son betten kruckeln.
Wenn et wat tau luupen gift,
denn mot dat laangsam angahn,
dat Rasche is for oole Knoken Gift.
Da mit jie Jungen sülm biegahn.
Wat noch gaht ist dat Käärn.
Reden kann ik alle Dooge,
dat will ja aber keiner heern,
Klaukschieters will keiner, gar keine Frooge.
Heinrich Bütepage